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Provisorische Orts - Ganzsachen in Haapsalu 1991
Ago Papp, Tallinn
Die Übergangsperiode der Estnischen Post ist in zahlreichen Artikeln von einer Reihe unter-schiedlicher Autoren abgehandelt worden.
Die Information über die Orts-Ganzsachen von Haapsalu ist hauptsächlich auf Reproduk-tionen von Handstempel-Aufdrucken und auf die Mitteilung einiger grundsätzlicher Informa-tionen beschränkt. Die geringe Kenntnis über die provisorischen Ganzsachen und die man-gelhafte Kontrolle ihrer Verwendung führte zur „Produktion“ verschiedener Fälschungen, nämlich von Umschlägen, Karten, Aufdrucken und den Aufdruckfarben.
Ich war am 25.Juni 1991 zufällig in Haapsalu und besuchte aus philatelistischem Interesse das Hauptpostamt; die provisorischen Ganzsachen können, wie folgt, erläutert werden.
An einem Schalter fand ich Umschläge mit sowjetischen Wertstempeln und der Abbildung des Hauptgebäudes des Universität Tartu (17.11.89), bedruckt mit einem groben schwarzen Handstempel-Aufdruck von 10 Kopeken. Ich erwarb einige dieser Umschläge und versandte sie an meine Bekannten in Tallinn, einen Umschlag behielt ich in ungebrauchter Erhaltung.
Das Postamt verfügte nur über Marken in einem Nennwert von 25 Kopeken und darüber.
Auf meine Frage nach Umschlägen mit weiteren Motiven erklärte man mir, dass ein Vorrat von Tausenden von Umschlägen mit dem Motiv der Universität Tartu vorhanden sei und so-mit keine Notwendigkeit bestünde, andere Motive zu verwenden.
Einschreibbrief vom 25.06.1991 mit Aufdruck Typ 1 (EMS: HTb)
Das stellte sich jedoch als falsch heraus, als einer meiner Bekannten, Agu Saarlepp, der einen meiner Briefe aus Haapsalu erhalten hatte, das Postamt eine Woche später aufsuchte. Ich fragte die Postangestellte, wann der Handstempel eingeführt worden war, aber ein genaues Datum konnte sie mir nicht angeben, sie vermutete, das dies einige Tage vor meinem.
Gewöhnlicher Brief vom 08.07.1991 mit Aufdruck Typ 2 (EMS: HTc)
Gewöhnlicher Brief vom 04.07.1991 mit Aufdruck Typ 3 (HTd)
Besuch am Dienstag, dem 25. Juni 1991 geschehen sei. Während ich mich noch im Postamt aufhielt, erschien eine Firmenangestellte, die darum bat, ein paar der sowjetischen 5 Kop.- Ganzsachen mit dem Handstempel-Aufdruck zu versehen; sie bezahlte bar und verschickte einige gleich dort.
Am 28. Juni 1991 nutzte ich in Virtsu und Lihula die Gelegenheit, die dortigen Postfilialen aufzusuchen; beide waren dem Hauptpostamt in Haapsalu unterstellt. In beiden Filialen war es möglich, Briefmarken für jeden Nennwert zu erwerben; provisorische Ganzsachen, wie ich sie in Haapsalu gesehen hatte, standen jeweils nicht zum Verkauf.
Vom 1.Juli 1991 an wurde das Porto für Inlandsbriefe und Postkarten auf 20 Kopeken erhöht.
Am folgenden Tag suchte Agu Saarlepp das Hauptpostamt in Haapsalu auf. Da ihm der Mangel von Marken mit niedrigen Wertstufen bekannt war, hatte er einige dieser Marken mitgebracht. Am Schalter war es möglich, freigemachte sowjetische Umschläge zu kaufen, die mit fünf verschiedenen Handstempel-Aufdrucken versehen waren, einschließlich der Umschläge mit dem 10-Kopeken-Handstempel. Letztere standen mit schwarzem und violet-tem Aufdruck zur Verfügung; weiterhin gab es vier verschiedene freigemachte sowjetische Umschläge mit dem 15 Kopeken-Stempel zu kaufen, Aufdruckfarbe jeweils violett. Verschie-dene freigemachte sowjetische Umschläge waren in Gebrauch, ebenso sowjetische freige-machte Postkarten mit einem 10 Kopeken-Aufdruck.
Als ich Agu Saarlepp Ende Juli traf, plante er einen Artikel für „Elva Filatelist“ zu verfassen auf der Grundlage seiner Informationen in Haapsalu. Wegen seines schlechten Gesund-heitszustandes kam diese Arbeit jedoch nicht zu Stande, er starb im Sommer 1992; bis heute blieb sein gesammeltes Material, diesen Zeitraum betreffend, verschollen.
Seinerzeit hatte Agu Saarlepp einen Brief mit dem provisorischen Handstempel des Typs 3 erhalten; seiner Meinung nach war dieser identisch mit dem Typ 5, nur dass bei diesem Typ 3 der Trennstrich vor der Wertziffer entfallen war.
(Anmerkung des Übersetzers: der englische Text ist etwas missverständlich; richtig ist, dass bei dem Typ 3 der Trennstrich vor der Wertziffer fehlt).
Gewöhnlicher Brief vom 17.10.1991 mit Aufdruck Typ 6 (EMS: HTg)
Nach Angaben der Postverwaltung des Landkreises Läänemaa waren über 5.000 Umschläge mit dem 15 Kopeken - Handstempel - Aufdruck versehen, das Vorhandensein bzw. der Gebrauch des 10 Kopeken - Aufdrucks wurde jedoch bestritten, obgleich - abgesehen von dem Autor dieser Zeilen - auch andere diesen Aufdruck gesehen hatten.
Laut der Postverwaltung des Landkreises Läänemaa endete der Verkauf der überdruckten Umschläge am 8. August. Da aber sowohl Firmen wie auch Privatpersonen schon vorher diese Umschläge gekauft hatten, wurden sie auch später innerhalb des Kreises und zum Postversand in andere Landkreise Estlands verwendet, mit belassenem oder überdecktem Aufdruck.
Das späteste Verwendungsdatum eines Umschlags aus diesem Landkreis ist in der Samm-lung des Autors der 1. November 1991, abgeschlagen mit einem Haapsaluer Maschinen-stempel. In Übereinstimmung mit Agu Saarlepp wurden die Umschläge innerhalb des Kreises benutzt, bis der Vorrat aufgebraucht war. In der ersten Juli - Hälfte untersagte die Estnische Post den Gebrauch von Aufdrucken und versorgte Haapsalu mit Marken kleinerer Wertstufen; diese wurden zum Überkleben der Handstempel - Aufdrucke auf den bereits mit diesen Stempeln versehenen Umschlägen benutzt. Das Hauptpostamt in Haapsalu leitete diese Marken auch an kleinere Postfilialen in dem Landkreis weiter.
In der Originalarbeit von Ago Papp wird noch eine Tabelle mit 15 verschiedenen Umschlägen und den darauf befindlichen Typen und Farben der Gummi-Stempel Aufdrucke gebracht.
Die Tabelle zeigt eine Übersicht des Materials aus der Sammlung des Autors, möglicherwei-se nicht vollständig. Die bekannten Fälschungen sind nicht aufgeführt, sie bedürfen einer gesonderten Betrachtung. (Anmerkung des Übersetzers).
Weitere Angaben über die provisorischen Ganzsachen in Haapsalu: Elmar Ojaste: Posttarife und Frankaturen in Estland 1991, EESTI FILATELIST Nr.40, 2007, S. 56
Quelle: EESTI POST Nr. 50