Vorphilatelie - Arbeitsgemeinschaft Estland

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Unbekannter vorphilatelistischer (Ankunfts)stempel von Fellin?)
Ankunfts - “ПOЛУЧЕНО“ Stempel in neuem Format?


Vor einiger Zeit wurde folgendes Auktionslos angeboten: „Zwei Briefe POLUTCHENO  6. Maja (richtig: 16. Maja) 1857 und POLUTCHENO 24. Okt. 1857 nach Fellin aus Saara. Bei H/O ist dieser Fellin-Stempel unbekannt. Es ist nicht Reval 56:30!"



Die Fakten: bei einer bekannten Familien-Korrespondenz (Fam. Behse) handelt es sich um zwei Ankunftsstempel von Fellin im Format 39:13 mm, nach der Typ-Bezeichnung im Handbuch Hurt / Ojaste um den Typ 1E6, d.h. Ankunftsstempel und Datum im rechteckigen Rahmen. Die beiden unter der Nummer 67:9a und 67:9b im Handbuch abgebildeten Stempel stammen aus den Jahren 1844 bzw. 1850, haben jedoch beide das Format 46:18 mm und waren nur von 1844 -1855 in Gebrauch. Der Stempel 67:13 im Format 31:8 mm (wohl Druckfehler im Handbuch, richtiger wäre vermutlich 31:18 mm), benutzt ab 1843, kann bei der Betrachtung außer Acht gelassen werden, trägt er doch in einer mittleren Zeile den Zusatz ФEλИНЪ. Also doch eine „Neuentdeckung“?
Richtig ist folgendes: im Handbuch ist dieser Stempel tatsächlich nicht verzeichnet, auch nicht in dem Exemplar von Manfred Dobin : „Postmarks of Russian Empire“ von 1993. Die Durchsicht aller Hefte der EESTI FILATELIST- Publikationen verlief ebenfalls negativ.

                                            
Etwas überarbeiteter Stempel                                        4.02 bei Dobin, Ausgabe 2002

Den entscheidenden Hinweis und die Hilfe bei der Überarbeitung der Abschläge der ersteigerten Belege kam von Harry v. Hofmann. Dieser Abschlag ist bei Dobin in der Ausgabe von 2002 unter der Nummer 4.02 mit einer Verwendungszeit von 1840 -1859 abgebildet. Die Katalogangabe: „aus Saara“ ist eher eine naheliegende Vermutung, da in den Briefen die Bezeichnung „Saara“ nicht zu finden ist. H. v. Hofmann bemerkt dazu: „Den Ort Saara (estnisch Sarde) gibt es (u.a.) in Livland im Kreis Pernau; da in beiden Briefen von Pernau die Rede ist, könnte es einen Zusammenhang mit der dortigen Saara-Kirche und dem Pastorat geben“.
Fazit: das Handbuch Hurt / Ojaste ist die Grundlage für jeden Estland-Sammler. Aber: die Forschung geht weiter, man tut gut daran, auch die neueste Literatur zu kennen und zu benutzen, um eine vermeintliche „Neuentdeckung“ richtig einordnen zu können. Trotzdem…ein schönes Los, welches  zum Nachdenken und Forschen anregte.
Quelle: EESTI POST Nr. 54




 
 
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